šingo ist bereit!

Wie hoffentlich erwartet werde ich nun den Schleier vom seltsamen, vorhergehenden Post, lüften. Der Titel von diesem lautete ja bekannterweise šingo ešta redīd! Dies (und auch der ganze Rest des Posts) ist – trotz meines offenbar häufig fremdländisch scheinenden Schreiben – eindeutig als nicht-deutsch erkennbar. Wer mit mir auf Facebook befreundet ist, hat vielleicht schon einige Male bemerkt, dass ich seltsame Dinge, auf seltsam scheinende Sprachen schreibe. Vor kurzem habe ich dort auch angetönt, dass ich eine Sprache erfinden will.

Achtung, achtung: Erinnerungsmodus.
Es wird wohl den Einen oder Anderen geben, der mein Blog schon länger liest. Kann sich vielleicht noch an dies erinnern: Hämyünú! Migitié… Ja, Sprachen – und vor allem dabei von mir selbst entwickelte solche – sind für mich nicht erst seit Gestern ein hochinteressantes Thema. Und wenn wir grad‘ dabei sind: Ja, Migitié gibt es noch. Nicht, dass ich es viel bräuchte oder noch daran entwickeln würde. Aber die Schrift kommt noch immer ab und an zum Einsatz 😀 Aber das ist ein anderen Thema. Kommen wir zurück zu šingo.

Was ist šingo und wofür brauche ich das?
Anders als bei Migitié erfinde/erfand ich šingo nicht direkt für mich, sondern eher für Menschen in einer fiktiven Zukunft, welche alle dieselbe, eine zukünftige Weltsprache sprechen. Ich überlegte mir die Entwicklung dieser Sprache zuerst in erster Linie als reine Recherche zu entwickeln. Ich entschied mich aber später dazu, das Alles etwas ausführlicher auszutüfteln und dann einige – oder alle – Kaptiteltitel meiner nächsten Geschichte in dieser Sprache zu schreiben.

So habe ich das nun gemacht, schön getüftelt, gefeilt und bin schlussendlich auf das Resultat gekommen, dass ihr euch im vorherigen Post ansehen konntet. Bevor ich auf die Details zu dieser Sprache komme, noch einiges zum vorherigen Post. So könnt ihr ihn euch in’s Gedächtnis zurückrufen, versteht vielleicht schon ansatzweise meine Überlegungen und interessiert euch mehr dafür.

So, was also wollte uns der letzte Post sagen?
Vorneweg: Ich hatte einen Schreibfehler – aber ich muss ja auch in selber erfundenen, eigenen Sprachen noch immer ich bleiben haha. Das erste tan bei ia’to, tan ešta redīd: ai fāmiḡta šingo! müsste eigentlich ten heissen. Aber das ist ja nicht so schlimm.

Hier also nochmal der Text vom letzten Post auf šingo:

ia’to, ten ešta redīd: ai fāmiḡta šingo

mâ, šingo ešta nani?
šingo ešta fiqšonid end pafeqtid stu-go. “mošaid bred-dšin”, aid šin-stori, šingo fāmiḡtan dēr. ai qonfesta: âd “pafeqtid end logiqid” eštano honto. si hontoid sakai-go eštastu, ioidmor eštastu.

mēbi, iū īwenta iū: wai, ai šita tât šiong. posi eštašte, ai īsid desqribšontaštesi sõ go. honto ešta, ai hâfta plan: sõ go eštastu tšapta-tītel of neqstid stori. tū, ten sûrid ešta ioid rešerš.

end hīr, iūtī vũta: dō, â‘pel riaqta šinid go: [Bild]

ešta spā, hontono?

mormorid end lāfid grītī
Pfoffī

Und jetzt auf Deutsch:

Endlich, es ist bereit: Ich erfinde šingo.

Aber, was ist šingo?
šingo ist eine fiktive und perfekte Zukunftssprache. “Der letzte Bäcker”, meine neue Geschichte, šingo wird dort erfunden. Ich gebe zu: Die Anpreisung “perfekt und logisch” ist nicht wahr. Wenn es eine echte weltsprache geben wird, wird sie besser werden.

Vielleicht fragt ihr euch: Warum ich diesen Aufwand betreibe. Die Möglichkeit bestand, dass ich die Sprache einfach beschrieben hätte. Die Wahreit ist, ich habe einen Plan: Diese Sprache wird die Kapiteltitel der nächsten Geschichte. Auch ist es sicher eine gute Recherche.

Und hier, seht ihr: Wie Apple auf die neue Sprache reagiert: [Das Bild der „šingo-Tastatur“ von Apple]

Das ist super, nicht wahr?

Viele und liebe Grüsse
Pfoffie

Ich habe versucht, die deutsche Version grammatikalisch so ähnlich wie der originale šingo-Text halten. Das ging natürlich nicht immer, da sich die Grammatik von šingo nur teilweise mit der vom hohen Deutsch deckt.

Was hat šingo denn für Attribute, was zeichnet es aus, warum ist es die perfekte Zukunftssprache?
Also, was macht šingo zu šingo. Da gibt es einige Punkte:

  • Das šingo-Alphabet:
    Das wahrscheinlich wichtigste Attribut von šingo ist das Alphabet. Ich habe mir dazu bereits bei der Entwicklung von Migitié gedanken gemacht. Ich sagte mir, ein besseres Alphabet als das unsere muss mit sprachbezogener (oder auch von diesen unabhängiger)  Unlogik aufhören. Hier gibt es – aus meiner Sicht – einigen nachholbedarf. Ich werde jetzt nicht all zu tief darauf eingehen, aber ich habe zb unlogische Buchstabenverbindungen (wie sch, ch, ie, ng).
    So stellt zum Beispiel das oft verwendete š stimmlich das deutsche sch dar.
    Weiter wird auch auf die Existenz von Grossbuchstaben aufgrund des Fehlens eines Mehrwerts verzichtet.
  • Die Grammatik:
    Singo baut auf einem einfachen Generiksatz auf: Subjekt-Verb-Objekt. Dies ist auch bei Deutsch, Englisch und noch vielen mehr normalerweise der Fall. Die jetzt bekannten Sprachen lassen jedoch – entstehungsbedingt – sehr viel Spielraum für grammatikalische Umordnungen und Anpassungen. Die erscheinen im ersten Augenblick handlich, erschweren das Schreiben und lesen aber mehr und sollten somit, wenn möglich vermieden werden.
  • Die Wortarten:
    In šingo gibt es nur zwei Wortarten: Nomen und Partikel. Die Partikel, eine kleinere Gruppe von Wörtern, werden gebraucht um einzelne Nomen, Adjektive oder Sätze zu verbinden oder ihnen einen anderen, weiteren Sinn zu geben. So gehören Worte wie aber, und, oder, dieser oder auch zu den Partikeln.
    Die Nomen auf der anderen Seite stellen immer den Wortstamm – als Nominalwort – dar. Mit Suffixen kann aus jedem Nomen ein Adjektiv, ein Verb und alles weitere erstellt werden. Die Chance von Schreibfehlern kann somit auf ein Minimum gesenkt werden.
    Ein Beispiel: fiqšon – auf Deutsch: Fiktion. Mit der Suffix „id“ kann man aus dem Nomen Fiktion einfach das Adjektiv fiktiv machen: fiqšonid. Man könnte natürlich auch ein Verb daraus machen, aber nicht in jedem Fall machen die Verb-, Adjektiv- und anderen Formen einen Sinn. Es ist jedoch nützlich, Worte wie „hausig“ oder „äpfeln“  einfach so benutzen zu können, wenn diese plötzlich notwendig werden würden.
  • Die Wortherkunft
    Wer den Text gelesen und ein bisschen geforscht hat – oder sich auch mal das Wort fiqšon angeschaut hat, wird erkennen: Das kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Ja, die Wortstämme aller wörter von šingo haben ihren Ursprung in irgend einer der momentan bekannten Weltsprachen. Dies hat mehrere Gründe: Zum Einen wird in meiner Geschichte šingo zum Grossteil von einer weltweiten Webcommunity generiert (zumindest das Vokabular). Dies hat natürlich zur Folge, dass Worte aus bereits bestehenden Worten entstehen und schlussendlich das beste, am einfachsten zu benutzende Wort gewinnt. (Einige Beispiele: mâ – fr: mais – aber / mēbi – en: maybe – vielleicht / honto – jp: honto – Wahrheit)
    Zum Anderen muss eine Weltsprache zwangsweise auf Bekanntem aufbauen. Ansonsten hat sie keine Chance, vom Gros der Menschen akzeptierbar und gar lernbar zu sein.

So, ich glaube, das war’s soweit mit šingo. Wenn jemand Frage(n) dazu hat, kann man natürlich gerne kommentieren oder mir ne Message zusenden.

Oh, nur noch etwas: Wer wissen will, wie der šingo-Post ausgesprochen klingt, kann sich das hier anhören:

So, das war’s – glaub ich – wirklich. Wie fandet ihr das Keyboard, das Apple (also ich 🙂 haha) für šingo erfunden hat?

Cheerio, euer Pfoff, der Linguini.


Kommentare

10 Antworten zu „šingo ist bereit!“

  1. Hast Du mal untersuchen lassen, ob Du zu viele Hirnzellen hast? Ich bin mir sicher, Du könntest als Prototyp Millionen verdienen!

  2. Der neuen Klone, die die Welt retten werden!

  3. glaub mir, ich wär dafür ein ganz schlechter Proto 😀

  4. Es genügt, wenn es so aussieht, als wärst Du geeignet, bezüglich der Millionen mein ich 😉

  5. Nein sowas tust Du nicht, müsste ich ja wissen. Werde jetzt nur noch Petra heissen und die Sprache studieren.

  6. Lieber Pfoff

    Ich bin mir jetzt doch noch nicht sicher, ob ich jetzt Paradise oder Petra heissen soll, aber ich möchte mich in aller Form entschuldigen, dass ich bis jetzt gar nicht auf Deinen Artikel eingegangen bin, was natürlich als sehr bis ziemlich unhöflich, wenn nicht ignorant zu bezeichnen ist. In schwierigen Lebensmomenten neigt meine Tastatur zu blöden Antworten, das ist ihr Problem.

    Nun, also habe ich den Artikel ganz genau durchgelesen und möchte dazu sagen.

    1. Finde ich toll, auf die Idee zu kommen, eine Sprache zu erfinden, ich bin überrascht!

    2. Die Überlegungen dazu scheinen mir auch Hand und Fuss zu haben – dass die Sprache auf bestehenden aufbaut, z.B. und dass die Grammatik einfacher gehalten wird. Ich möchte mir jedoch höflichst erlauben, anzumerken, dass mir aufgefallen ist, dass es nicht nur Nomen und Partikel zu geben scheint, sondern auch Adverbien und Verben, wie unter „die Wortarten“ dann ja doch aufgeführt wurde (?)

    3. Meine Feststellung wegen der vielen Hirnzellen möchte ich nach wie vor nicht in Frage stellen. Ich meine, auf die Idee zu kommen und diese so überlegt umzusetzen, hm, find ich schon beeindruckend.

    4. Zur Tastatur kann ich sagen, sie ist schön, zum Beispiel hat es ein Dächli-S und ein Tschö oder so was, aber den Rest kann ich leider bei meiner Hirnzellen-Anzahl weder interpretieren, noch kommentieren, weil nicht kapieren.

    Ich bin mehr der Typ, der sich für Sprachgeschichte interessieren würde, aber dass es eine Sprachfuturistik geben könnte, auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen!

    Hochachtungsvoll

    P.

  7. PS: Partikel gefällt mir 😀

  8. Howdy Petra,
    Wofür auch immer du dich entscheidest: Du darfst immer und gern so viel hier auf meinem Blog platzieren, wie du willst 😀

    Danke für dein Feedback. Zum Punkt bezüglich der Wortarten:
    Jeder Wortstamm – ausser der der Partikel – ist ein Nomen:
    fiqšon – Fiktion
    īwen – Frage

    Durch hinzufügen des Suffix „id“, wird aus beiden Worten ein Adjektiv:
    fiqšonid – Fiktiv
    īwenid – Fragen-artig

    Dies ist vergleichbar mit dem englischen Hinzufügen eines y, oder im Deutsch mit den Endsilben „ig“ und „isch“. Ein Deutsches Beispiel: „Salat“ – „Salatig“ = „Salat-Artig“
    Auf Deutsch geht das – aus Nutzungsgründen – nicht mit jedem wort. in šingo schon.

    Durch hinzufügen der Endsilbe „ta“ kann aus jedem šingo-Nomen ein Verb gemacht werden:
    „īwen“ wird so zu „īwenta“
    somit also
    „Die Frage“ zu „fragen“

    Es gibt weitere Suffixe für Zukunft, Vergangenheit, Mehrzahl, Konjunktion und noch mehr.

    Ein Beispiel aus dem Text:
    desqribšontaštesi

    Dieses Wort besteht aus folgenden Teilen:
    desqribšon – Nomen – Beschreibung
    ta – Suffix für Verb – (ich) beschreibe
    šte – Suffix für Vergangenheit – (ich) beschrieb
    si – Suffix für Konjunktion – (ich hätte) beschreiben (können)

    ist jetzt alles noch viel unklarer? 😀

  9. klar wie Klossbrühe, Sir 😉

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